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EU-Verordnung und die Geier

Discussion in 'Smalltalk' started by Thor Branke, Jun 25, 2006.

Thread Status:
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  1. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    [​IMG],

    was ich kürzlich über eine EU-Verordnung lesen musste, ist schlicht haarsträubend. Ein typischer Fall von Verweigerung, über den "Tellerand" zu schauen. In Straßburg, Brüssel und wo auch sonst noch so denkt man viel, handelt wenig und wenn, dann ohne nachzudenken.

    Aber lest bitte selbst:

    Sollte jemand einen Vogel mit langem Hals und fast 3m Spannweite in Zukunft sehen, mag er ein Vater-unser beten, denn dieses Tier ist im großen, reichen Europa aufgrund der Dummheit von Menschen wie Du und ich wohl zum Tode verurteilt.

    Und das nur, weil eine bewährte, jahrtausendealte, landwirtschaftliche Tradition plötzlich einigen EU-Bürokraten im Wege ist. Warum auch immer...

    Und moderne Kommunikations- & Computertechnik darf jetzt dazu beitragen, den Niedergang einer ganzen Art in Europa zu dokumentieren!

    Ich nenne das Genozid!

    Thor :bse:
     
  2. Scasi

    Scasi Ganzes Gigabyte

    na ja ... - es ist sicher schade um jeden einzelnen dieser Vögel, aber in Zeiten von Schweinepest, BSE und Vogelgrippe hätte ich auch nicht wirklich ein gutes Gefühl, wenn irgendwelche Kadaver in der Gegend rumliegen und evt. Erreger dann auf natürlichem Wege weiter getragen werden!

    :sorry:
     
  3. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Hallo scasi,

    keine der von Dir genannten Krankheiten hat etwas mit der "Kadaver"-Verordnung zu tun. Es handelt sich dabei um die Lobbyarbeit zur Stärkung der Abfallindustrie (hier: Kadaververwertung).

    Die Tiere, die in Spanien und Frankreich in der Landschaft verenden, sind hauptsächlich Schafe und Ziegen, selten Rinder. In einigen Gebieten auch Schweine (Extremadura: Eichelmast in den letzten verbliebenen Korkeichenwäldern, die noch nicht den Eukalyptusmonokulturen weichen mussten - letzteres übrigens die Hauptursache für die so verheerenden Waldbrände im nahen Portugal: das australische Zeug brennt wie Zunder!).

    Nein, was in "Geierland" (z. B. am Tejo) stirbt, ist in maximal einer halben Stunde verzehrt. Da liegt nichts so lange rum, dass es wirklich vergammelt. Dazu wimmelt es dort einfach zu sehr von Geiern (Bart- und Gänsegeier brechen die Kadaver auf, Schmutzgeier verzehren die Reste - ein beeindruckendes Schauspiel in Sachen natürlicher Seuchenbekämpfung).

    Wenn Du an die deutsche Westküste fährst, kannst Du beobachten, dass dort oft tagelang tote Schafe in den Wiesen und auf den Deichen liegen. "Ökologische Nische" - bei uns profitieren die Kolkraben (brechen die Kadaver auf), nachfolgend Bussarde und Krähen davon. Es ist auch hier noch kein einziger Fall bekannt geworden, dass es zur Ausbreitung von Seuchen gekommen ist. Und Geier könnten sich als Felsbrüter im platten Land nunmal nicht ansiedeln...

    Dieser "Gonzo" ist nur die Spitze des Eisberges. So wurden in Sachsen-Anhalt rund 80 Gänsegeier in einem Trupp beobachtet, in Mecklenburg-Vorpommern über 20, in anderen Gegenden vereinzelt auch noch bedrohtere Arten wie Bart- und Mönchsgeier (Münster). In Frankreich wird der Bartgeier seit Jahren mühsam mit EU-Geldern wieder eingebürgert, das Programm ist durch diesen EU-Beschluss in Gefahr (keine Auswilderungsfütterung mehr möglich).

    Was da in Brüssel abgeht ist zweifelsfrei mit Logik nicht mehr zu erklären. Da weiß schlicht die rechte nicht mehr, was die linke Hand tut.

    Grüße,
    Thor [​IMG]
     
  4. EBehrmann

    EBehrmann Halbes Gigabyte

    Wird aber durch die Medien überspitzt. Schweinepest gibt es, solange ich zurückdenken kann, Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich.
    BSE, ist gut, dass etwas gegen unternommen wird, aber die Zahl der Menschen, die an den Erreger gestorben sind, ist mehr als gering. Autos sind für uns gefährlicher.
    Vogelgrippe - wie bei BSE, ist gut dass was unternommen wird, aber ....

    Ich glaube nicht, dass ich wegen einem tot rumliegenden Vogel in Panik ausbreche.
     
  5. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    Gonzo hat wenigstens die Möglichkeit nach Dithmarschen auszuwandern und dort auf den Deichen die Kadaver der Schafe zu vertilgen, die (nach Deinen eigenen Worten) dort tagelang herumliegen. Sein Eintreffen wird sicher sofort in der Dithmarscher Landeszeitung berichtet und er wird wahrscheinlich von den Biologen der Uni Kiel verhätschelt.

    Was macht aber ein Milchbauer aus Ghana, der seine letzte Kuh schlachten muss, weil er mit seiner Milch nicht gegen die aus Deutschland, Dänemark oder Holland exportierte, durch Subventionen unter den ghanaischen Gestehungspreis gedrückte Milch und Butter konkurrieren kann? Wenn er sich unter Lebensgefahr bis nach Mitteleuropa durchgeschlagen hat, um dort für seine Familie den Lebensunterhalt zu verdienen, wird er als unerwünschter Wirtschaftsflüchtling am Kragen gepackt, ins nächste Flugzeug gesetzt und wieder in Ghana abgeliefert.

    Wie nennst Du das?
     
  6. EBehrmann

    EBehrmann Halbes Gigabyte

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei den Einkünften in Ghana, der Produktionspreis der Milch über unserere subventionierte Milch liegt.
     
  7. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    Anders ist es doch gar nicht möglich, EU-Milch (und andere Überschussprodukte der europäischen Landwirtschaft) in der dritten Welt abzusetzen!
     
  8. EBehrmann

    EBehrmann Halbes Gigabyte

    Wird sie da denn in den Mengen in den normalen Läden abgesetzt? Ich habe in Nigeria jedenfalls keine europäische Milch gesehen.
     
  9. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    Siehe http://www.eed.de/fix/files/doc/eed-weed-Multi-Bi-Ghana_deu_2005.3.pdf
    eed-weed-Multi-Bi-Ghana_deu_2005.3.pdf (application/pdf-Objekt)
    und da besonders die Seiten 11 bis 15, 2.2 Soziale und ökologische Dimensionen des Handels.

    Nigeria: z.B. http://www.arlafoodsingredients.com/appl/fi/fi135/FI135D01.nsf/O/60C2726C33E64DF4C1256E78003A6E24
    Good things come in small packages
    und http://www.dairyreporter.com/news/ng.asp?id=12872-glanbia-to-produce
    Glanbia to produce milk for Nigeria
    und http://www.notat.dk/visartikel.php?artikelnr=3428
    Arlas eksport skader u-landenes bønder - Ugeavisen NOTAT (in 2004 bekam ARLA 435 Mill. DKK Subventionen, um dänische und schwedische Milch und Milchprodukte in Entwicklungsländer, u.a. auch nach Nigeria, zu exportieren)
     
  10. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Hhhhmmm, moderne, globalisierte Marktwirtschaft? :ironie:

    So soll es uns jedenfalls verkauft werden. Ich frage diese Wirtschaftsform allerdings nicht nach.

    Ich bin Vogelkundler, ich habe mir hier einen Aspekt IMHO dummdreisten Verhaltens der EU-Behörden & -politiker herausgegriffen.

    Es steht Dir selbstverständlich frei, zu Deinem Anliegen Deinen Thread zu eröffnen. Du würdest vielleicht staunen: dort hättest Du meine volle Zustimmung - die Märkte sind nicht frei, es gibt massive Standortnachteile in den "3. Welt"-Ländern (wir haben nur EINE Welt, btw.) und Geld gilt wichtiger als Menschenleben.

    Nur: wie dreckig ergeht es dann erst Tieren, Pflanzen, ja, ganzen Ökosystemen (z.B. Überfischung der Tiefsee, was in Sachen Nahrungsversorgung auch auf uns zurückfallen wird).

    Fazit: Botschaft verstanden, ich bleibe jedoch in diesem Thread weiter bei den EU-gebeutelten europäischen Geierarten.

    Grüße,
    Thor :)

    Edit! - Gonzo
     
  11. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    Das akzeptiere ich natürlich! Wenn man einander nicht kennt, wundert man sich manchmal, warum gerade ein bestimmter Aspekt aufgegriffen wird, wenn einem selbst andere wichtiger erscheinen.

    Gruß, zwilling
     
  12. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

  13. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

  14. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Eine kurze Übersicht über den gesamten Einflug:

    Quelle
     
  15. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

  16. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

  17. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    National Geographic Channel - Bedrohte Tierarten: Der Geier
    19.08.2006 00:00-00:55
    (eventuell ist das osteuropäische Zeit)

    .
     
  18. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

  19. zwilling

    zwilling Viertel Gigabyte

    Gestern ist in Suedfinnland ein Gänsegeier an mehreren Orten beobachtet worden. Ob es sich allerdings um Gonzo handelt, ist nicht bekannt,

    YLE Tekst-TV
     
  20. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Aus aktuellem Anlass greife ich das Thema noch einmal auf:
    mittlerweile könnte jeder in ganz Deutschland ein solch imposantes Tier (> 100 Gänsegeier, bis zu 10 Mönchsgeier, 1-2 Bartgeier) zu Gesicht bekommen. Der Anlass ist, wie eingangs des Threads erklärt, natürlich zutiefst unerfreulich.

    Videos - man beachte :bitte: die genialen Kommentare - bei myvideo.de

    Schon witzig, da die Stimmen von Bekannten herauszuhören ... :D
     
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