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Globalisierungskritiker: Attac ruft zu Nokia-Bokyott auf

Discussion in 'Ihre Meinung zu Artikeln auf pcwelt.de' started by unserkleiner, Jan 22, 2008.

Thread Status:
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  1. unserkleiner

    unserkleiner Kbyte

    Mein nächstes Handy sollte ein Nokia werden, keine Frage.
    Aber da es wirkliche Alternativen gibt, wird es definitiv KEIN NOKIA!
    Mit Samsung bin ich die letzten Jahre gut gefahren, wenn auch die schon eine Röhrenfabrik dichtgemacht haben.

    Geld ist alles, Moral ist nichts.
    Hoch lebe die Globalisierung ;-)
    u.k.
     
  2. Feuerfux

    Feuerfux Moderator

    Ich habe nichts gegen Attac und sehe die Globalisierungskritiker als Bereicherung einer "demokratischen Streitkultur" grundsätzlich positiv, aber dieser Boykottaufruf ist nun wirklich lächerlich!
     
  3. TheD0CT0R

    TheD0CT0R Dr. h.c. Mod

    Hm...

    a) Ein finnischer Konzern macht ein Werk in Deutschland statt in Finnland auf.

    b) Ein finnischer Konzern verlagert sein Werk von Deutschland nach Rumänien.

    Wieso ist a) völlig ok, aber b) ist die böse unmenschliche Globalisierung?
     
  4. dephazz

    dephazz Byte

    Lieber Feuerfux,
    davon ausgehend, dass Du die geplante Werksschließung von Nokia und die damit verbundenen Sorgen und Nöte für die Betroffenen sicherlich auch nicht gut heißt, würde mich mal interessieren, welche Maßnahmen Du für sinnvoll erachtest, um den Entscheidungsträgern von Nokia zu zeigen, dass man als Unternehmer neben der Gewinnoptimierung auch eine soziale und moralische Verpflichtung denen gegenüber hat, die durch ihre Arbeit diesen Gewinn erst möglich gemacht haben? Und leider ist es nun mal so, dass diese Herren dort am ehesten zu treffen sind, wo es um Geld geht. Also, was ist so lächerlich daran, Nokia zu boykottieren und dadurch deren Gewinn zu reduzieren? Welche Möglichkeiten hast Du denn sonst? Und hat die Vergangenheit nicht bewiesen, dass solche Aktionen durchaus Erfolg haben können, siehe Shell!
    Also ich für meinen Teil habe beschlossen, dass das demnächst anstehende neue Handy ganz sicherlich kein Nokiahandy sein wird.
     
  5. Terminator66

    Terminator66 Halbes Megabyte

    dazu fällt mir nur noch dieses hier ein KLICK
     
  6. Dass die Situation für die Beschäftigten (BenQ, Nokia etc.) alles andere als fröhlich ist, ist unbestritten. Da wird aber ein Boykott jedoch wenig ändern. Schließlich tun die Manager nur das, wofür sie geheuert wurden: Profit generieren. Zeigt mir den Aktionär, der einen Teil seines Gewinnes an das Unternehmen zurückgibt, damit es seinen 'sozialen Verpflichtungen' nachkommt. Nein, Freunde, Nokia und Co. tun nur das - und zwar legal - was ihnen die Politik gestattet ! Politiker, die jetzt empört reagieren, sind ebenso hilflos wie die Beschäftigten. Zu spät. Vielleicht geben ja die letzten Ereignisse nicht nur den populistisch tönenden Politikern Anlass,sich diesem Thema mit dem Willen zu einer langfristig zukunftsorientierten Lösung zu widmen. Ich befürchte - nein. Aber das liegt wohl an meiner Grundhaltung : Wir haben die Politiker, die wir verdienen.....
     
  7. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Vielleicht, weil in Finnland noch kein Werk stand, das zugunsten deutscher Arbeitsplätze dichtgemacht wurde und damals somit keine 2300 Finnen wieder Holz hacken gehen durften? Das in Deutschland wurde seinerzeit zusätzlich gebaut, nicht stattdessen.

    Und Subventionen holt man sich der besseren Stimmung wegen ohnehin lieber im Ausland. Belasten andere Staatssäckel, nicht die finnischen. Pfiffig, oder?
    Der Spaß seinerzeit war ja, dass sich die Ruhrgebietsstädte gegenseitig mit den seltsamsten Vergünstigungen die Investoren abspenstig machen wollten. Ich denke da nur an die LEP VI - Fläche in Dortmund-Ellinghausen: ernsthaft geplant wurden Golfplätze auf einer Bergehalde, direkt darunter eine DO-Ems-Kanal-Marina :dumm: - dazu lauter bunte Werbe-Broschüren für die 30m hohe Abraumhalde der RAG. Nannte sich damals "Strukturwandel" ... :muhaha:
     
  8. jojo14

    jojo14 Halbes Megabyte

    Weil Nokia Geld dafür bekommen hat, deutsche Steuergelder wohl gemerkt!
     
  9. niehls0815

    niehls0815 Byte

    Ähm und woher kommen eigentlich die Steuergelder, mit denen das Werk anno finanziert wurde? Aus unser aller Taschen.

    Woher kommen die Steuergelder mit denen andere Firmenansiedlungen finanziert werden? Aus unser aller Taschen.

    Ergo finanzieren wir diesen ganzen Umzugswahn der Firmen. Nur wenn die Firmen zu uns kommen, beschwert sich keiner, da schreien alle noch hurra, das anderswo jetzt oder kurz danach ein Werk zugemacht wird. sehr scheinheilig.

    Der Boykott willst du dann kaufen? Es gibt kein deutsches Handy mehr. Also egal was du kaufst, der Gewinn geht ins ausland, und da ist es mir schlicht egal, in welches Land der geht.
     
  10. TheD0CT0R

    TheD0CT0R Dr. h.c. Mod

    ...ist es in Ordnung? :confused: Worauf beziehst du dich jetzt? Auf a) oder b)?


    Naja, ein Werk sollte ja eh gebaut werden. Die Finnen haben zwar keine Arbeitsplätze verloren, aber sie haben eben auch keine neuen dazugewonnen. Ob es jetzt besser ist einen Arbeitsplatz zu haben und zu verlieren oder nie einen zu haben, das will ich nicht entscheiden.
     
  11. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Na ja, aus Arbeitnehmersicht ist das ziemlich einfach - ich habe einen Job, IMHO habe ich Perspektive: Familiengründung, Hausbau, diverse Anschaffung, Urlaub, Private Renten- & Pflegeversicherung, Auto, Bildung für die Kinder - klassisch: der Mittelstand. Man geht also davon aus, dass man sich eine gesicherte Existenz schaffen kann und legt sich fest. Auch in Sachen Immobilien. Und ganz plötzlich ist das alles nichts wert: der Arbeitsstandort ist unattraktiv => das Haus kann nur unter Wert verkauft werden, da ja niemand wirklich dort hin will. Verbindlichkeiten werden zu Schulden. Psychologisch: sozialer Abstieg und das Gefühl, ohne Perspektive zu sein, reduzieren die Leistungsbereitschaft. Würdest Du zukünftig globalisierten Unternehmen trauen, die Dich kaltlächelnd abschießen? Ich nicht und vermutlich die 2000-3000 geschassten Arbeitnehmer auch nicht.

    In einem solchen Ausmaß betriebswirtschaftlichen Nutzen vor volkswirtschaftliche Notwendigkeiten zu setzen, wie Nokia es tut, ist IMHO infam. Aber daran tragen auch die Politiker schuld.
    Für einen Raumplaner in Sachen regionaler Wirtschaftsplanung ist solch ein Verhalten der Konzerne der Super-GAU: so werden die ohnehin schwammigen Landes- & Gebietsentwicklungspläne komplett zur Makulatur, zur sinnlosen Steuerverschwendung. Ökonomische Anarchie rulez.

    In meinen Augen ist Globalisierung die Pervertierung im Grunde nachvollziehbarer betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten, angeheizt durch die Möglichkeit zu beträchtlicher Mobilität. Firmen wie Nokia sägen dabei aber selbst an dem Ast, auf dem sie sitzen. Denn die Ressourcen sind begrenzt: man kann sich nicht beliebig oft beliebig wo ansiedeln.

    Nomadentum bedeutete früher, dem genutzten Raum die Möglichkeit zu geben, sich zu einem späteren Zeitpunkt dort wieder ansiedeln zu können. Firmen wie Nokia führen hingegen einen "Wirtschaftskrieg der verbrannten Erde" - sie saugen Regionen bis aufs Mark aus und hinterlassen kulturelle Trümmerlandschaften. Für gewöhnlich nennt man so etwas parasitäres Verhalten. Dumm nur, wenn der Wirt (regionale Wirtschaftsförderung) den Parasiten nicht nur duldet, sondern auch noch Bluttröpfchen (Subventionen) spendet, damit er überhaupt eintrudelt. Doch für beide gilt - der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht. :kotz:
     
  12. EBehrmann

    EBehrmann Halbes Gigabyte

    Wäre es besser gewesen, erst gar keine Perspektiven zu haben?
    "Und ich habe mich so gefreut!"
    sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde.
    Du hast dich gefreut - ist das nichts?
    Marie von Ebner-Eschenbach

    Nicht auch, sondern nur.
     
  13. TheD0CT0R

    TheD0CT0R Dr. h.c. Mod

    Meinst du ernsthaft dass die genannten gerade entlassenen Arbeitnehmer eine angebotene Stelle in einem neuen Unternehmen nicht annehmen, nur weil dieses Unternehmen eine ausländische Firma ist die in Deutschland eine Niederlassung hat oder neu eröffnet? Dagegen spricht doch die wirtschaftliche Notwendigkeit, denn der Arbeitnehmer will doch weiterhin seine
    erhalten.
     
  14. Flex6

    Flex6 Halbes Megabyte

    Globalisierung und Abwanderung ins Ausland ist nichts weiter wie moderner Sklavenahndel. Mich verdutzt es immer zu hören oder in den Medien zu sehen wie immer groß geprahlt wird was ausländische Arbeitnehmer bei sich verdienen. Beste war mal bei den privaten wo inden Nachrichten berichtet wurde das man 800€ umgerechnet verdient. In Wirklichkeit sind dort die Löhne seit beitritt in die EU gefallen und die Lebenserhaltungskosten gestiegen, ein durchschnittlicher Monatslohn liegt bei 350€ und das ist schon gut. Arbeitsschutz gibts so gut wie keinen und letzten Sommer sind weil dort in der Produktion es sehr heiß zu geht und dank fehlender Klimaanlage die leute umgefallen wie die Fliegen, (das ist nicht gesponnen und entspricht der Realität) und die Produnktion mußte weil die Leute sich schon geweigert haben zu Arbeiten auf die Nachtschicht verlegt werden. Steuern bezahlt man auch nicht.., warum die Stadt selbst rühmt sich damit das man Arbeit anbieten kann.

    Polen hat ich vergessen zu schreiben
     
  15. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Falsch: Du lässt die besondere Situation der Region "Ruhrgebiet" außer Acht. Als Nokia dort antrabte, geschah das zu Nokias Bedingungen: "Ihr Ruhrpöttler, Ihr ruhrpöttschen Politiker, Ihr braucht uns - aber wir Euch nicht unbedingt! Was bietet Ihr, damit wir kommen und Euch aus dem scheußlichen Strukturwandel-Schlamassel helfen. Geld wäre genehm, Golfplätze und DO-Ems-Marinas lassen wir uns auch gefallen." Welche Wahl hat da ein zutiefst besorgter Politiker einer Region, der mit Kohle und Stahl schlagartig die Lebensgrundlage entzogen wurde? Was tätest Du in einem solchen Fall, falls Du wiedergewählt werden möchtest? Oder, in Einzelfällen, im Bestreben, Deiner Heimat längerfristig aus der Patsche zu helfen?
    Industriebrachen gab es Mitte der Neunziger Jahre genug im Ruhrpott - und die lieben Nachbarn wie Oberhausen, Dortmund oder Gelsenkirchen hatten dieselben Probleme und wären nur zu bereit gewesen, Nokia bei sich anzusiedeln.

    Zur Perspektive: wer nur die hat, sich ungebunden irgendwo Arbeit suchen zu müssen, ist in jedem Falle motiviert und relativ frei in seinen Entscheidungen. Zudem gewöhnt daran, sich (noch) einschränken zu müssen.

    Wem dann aber eine Existenz versprochen wird, wenn er denn nur brav arbeitet und seine Leistung bringt, sollte sich darauf verlassen dürfen, nicht nach Belieben abgeschossen zu werden. Wenn Lebensplanungssicherheit aufgrund der Globalisierung nicht möglich ist: welchen Grund habe ich dann, Arbeit bei einem globalisierten Unternehmen nachzusuchen? Ich freue mich schon auf die Wohnwagenparks und Zeltsiedlungen am Rande der Städte. :böse:
     
  16. Flex6

    Flex6 Halbes Megabyte

    das Probs ist nicht nur in D, ich weiß selbst von mehreren Firmen die erst ab rund 2010 geplant haben auszuwandern und das ist schon beschlossen. Dazu sind selbst schon in Ländern um D die Arbeitskosten/Löhne schon zu hoch und man zieht weiter in noch billigere Regionen. Also für die Rumänen wird Nokia bestimmt kein Dauerzustand....alles eine Frage der Zeit und eventuell gibts mal die komplette Produnktion in Finnland wo nur noch Roboter arbeiten.

    das gute Sprichwort:" Reisende sollte man ziehen lassen"..,und natürlich darf sowas auch keiner vergessen.
     
  17. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Oh, er oder sie würde gerne, aber wo bitte soll das in Bochum und Umgebung möglich sein? Hast Du völlig vergessen, dass diese Region seit fast dreißig Jahren noch immer auf Identitätssuche ist?

    Alles, was dort mit längerfristiger Perspektive aus dem Boden schießt, sind Montanmuseen, die die Geschichtsverliebtheit der Region stillen. Ansonsten heißt es: abwandern, schauen, ob und wo was geht und schließlich wieder irgendwo anders (vielleicht in Süddeutschland?) in dieselbe Falle tappen, da es ja fast nur noch globalisierte Großunternehmen gibt. Na ja, Eigenheime im alsbald menschenleeren Ruhrpott werden dann jedenfalls saugünstig oder von autonomen Rentnerzellen instandbesetzt. :ironie:

    Ist Betriebswirtschaftlern raumplanerisches, volkswirtschaftliches Denken wirklich so schwer zu vermitteln? :grübel:
     
  18. niehls0815

    niehls0815 Byte

    Eben "SEINERZEIT".
    Werksschließungen erfolgen manchmal auch erst zeitversetzt
    Und warum baute denn ein finnischer Hersteller in Deutschland, anstelle von Finnland? Bestimmt nicht, weil er uns alle so lieb hat oder wir hier die besseren Fachleute hätten. Auch da gings schon ums Geld. Das jetzt ist nichts neues, lediglich die Fortsetzung.
     
  19. magiceye04

    magiceye04 Wandelndes Forum

    Na Klasse, Samsung ist noch schlimmer als Nokia.
    Die produzieren schließlich nur in Asien... :rolleyes:
     
  20. Thor Branke

    Thor Branke CD-R 80

    Das habe ich bereits in Kurzform in einem der anderen Nokia-Threads geschrieben, wie das damals zustande kam. Wenn man damals den Leuten reinen Wein eingeschenkt hätte: "Nokia bleibt nicht ewig hier, sind Finnen, keine Bochumer!" - wer hätte dort dann nach Arbeit nachgefragt? Menschen suchen nach sicheren Verhältnissen, nicht nach Arbeitsplätzen als Selbstzweck. Das haben Firmen wie Nokia längst aus den Augen verloren. Möchtest Du nach Rumänien hinterher ziehen?

    Nokia war nie, auch nicht moralisch, verpflichtet, das Werk in Finnland zu bauen. Wenn aber erst einmal ein Werk gebaut ist, dann ist es unternehmerische Verpflichtung, dieses, solange es die wirtschaftlichen Zustände zulassen (Nokia erzielt(e) am Standort Bochum erhebliche Gewinne!), an diesem Ort zu aller Wohl zu belassen. Schließlich erhält die Firma etwas dafür, dass die Investition nicht gar zu teuer ausfällt. Ich nenne das mal einen gegenseitigen "Vertrauensvertrag". Leider hat man das in Bochum nicht in trockene juristische Verträge gegossen. Vielleicht lernt man daraus für die Zukunft: unternehmerischer Anstand allein erreicht Heuschrecken-Oberschlundganglien heutzutage leider nicht mehr.
     
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